Katastrophenschutzübung im Bereich des Marktes Pförring am 28.09.2019

Beschreibung des Szenarios zur K-Übung am 28.09.2019

  1. Vorgeschichte:

Durch Extremniederschläge im Allgäu verbunden mit starker Schneeschmelze kam es zu einem großräumigen Abflussdargebot von bis zu 450 l/qm innerhalb von 72 Stunden.

Die Speicherseen im Allgäu und darüber hinaus konnten diese Abflussmengen nicht mehr aufnehmen. An Iller und Lech kam es deswegen zu nie dagewesenen Hochwasserständen.

In Folge dessen wurden an den vorgen. Flussläufen gelegenen Städten und LK ausnahmslos K-Alarm ausgelöst. Die Überflutungsschäden in diesen Kommunen erreichten nie dagewesenen Umfang. Z. T. mussten Evakuierungsmaßnahmen ergriffen werden. Es wurden auch HLK insbes. aus dem nördlichen Bayern angefordert und eingesetzt.

  1. Folgen für den Donauraum (Oberlauf)

Die erste HW-Prognose für den Pegel IN wurde mit einer Abflussmenge von 2600 cbm/s (= 7,85 m) angegeben (Prognose 24 Stunden vor Beginn der Übung).

  1. Bereits laufende Maßnahmen vor Beginn der Übungsphase:

Auf Grund der bisherigen Erfahrungen mit Hochwasser und den Geschehnissen an Iller und Lech wurde bereits am 27.09.2019 um 06.00 Uhr der K-Fall durch LR Anton Knapp erklärt.

Die FüGK im LRA EI ist seither voll besetzt (Schichtbetrieb). Die UG ÖEL mit ÖEL arbeitet im FWGH Pförring. Anwesend:

Leiter UGÖEL/UGÖEL, ÖEL

SG 1 – 6

Ansprechpartner Markt Pförring

Ansprechpartner der Feuerwehreinsatzleitung

Ansprechpartner der ELRD

Ansprechpartner der Bundeswehr/KVK

Ansprechpartner des WWA IN (wird bei der Übung am EA Deichsicherung sein)

Ansprechpartner Polizei (fiktiv) und Ansprechpartner ILS (fiktiv)

Die FF Pförring ist mit den OT seit dem 26.09.2019 (6.00 Uhr) im Einsatz. Es sind insgesamt rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Dazu kommen seit dem 28.09.2019 100 Einsatzkräfte der Bundeswehr. Auftrag: Sandsackfüllen und Sandsackverbau.

Es wurden im Verlauf des Einsatzes folgende Einsatzabschnitte gebildet:

a)  Sandsackfüllen Bauhof Pförring

b)  Pumpen Baggersee mit Hochleistungspumpe FF Pirkenbrunn (Ziel: Halten eines konstanten Pegels)

c)  Aufbau mobile Hochwasserwand an der Donau im Bereich Wackerstein

d)  Deichwehr mit Kontrolle der Deichabschnitte zwischen Wackerstein/Gaden und Neustadt

e)  Sandsackverbau an diversen Deichabschnitten unter Anleitung des WWA Ingolstadt

f)  Aufbau und Kontrolle Mobildeich an der kleinen Ilm in Gaden

g)  Sandsackfüllen am Kreisbauhof EI gem. Sonderplan

h)  Verpflegung am Bauhof Pförring durch den Versorgungszug des BRK

Einsatzleiter der Feuerwehr: Kommandant FF Pförring bzw. Vertreter i. A.

  1. Einstieg in die K-Übung

Beim Einstieg in die K-Übung werden 4 Sachverhalte akut:

a)  Auf einer Insel im Baggersee wurde eine Jugendgruppe (rund 20 Personen) beim Campen vom rasch steigenden Hochwasser überrascht und muss gerettet    werden. Es sollen sich mehrere Jugendliche Verletzt haben. Die Jugendlichen können die Insel aus eigener Kraft nicht mehr verlassen. Es ist mit einem MANV (Massenanfall an Verletzten) zu rechnen.

b)  Die Deichbegehung ergab, dass sich diverse Sickerstellen gebildet haben, die zwar noch nicht bedrohlich sind, jedoch eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Es werden weiterhin massiv Sandsäcke benötigt.

c)  Es liegt eine neue dramatische Hochwasserprognose des WWA IN vor. Es wird für den kommenden Tag (29.09.2019 gegen 16 Uhr) ein Abfluss von deutlich über 2700 cbm/s (Pegel IN deutlich über 8 m) erwartet.

d) Der BOS-Funk fällt zumindest zeitweise aus. Die Ursache kann kurzfristig nicht festgestellt werden. Im EA Evakuierung soll die Verbindung zur AL und ÖEL mittels Amateurfunk aufrecht erhalten werden.

Aufgrund der neuen Lage entschloss sich die Örtliche Einsatzleitung zu folgenden Schwerpunktmaßnahmen:

  • Massive Verstärkung der Deichschutzmaßnahmen (weitere 25.000 Sandsäcke sind zu füllen und zu verbauen); Ziel: Stärkung der Dämme zur Verhinderung eines Dammbruches bzw. Gewinnung von Zeit bis zum evtl. Dammbruch
  • Heranführen von Einsatzkräften zur Erfüllung der Aufgaben (Feuerwehr und Bundeswehr)
  • Vorbereitung der Evakuierung der Ortsteile Pförring, Wackerstein und Gaden (rund 3000 Personen; Einbindung der Verwaltung mit Vorbereitung der Evakuierung gem. Sonderplan Pförring). Besondere Maßnahmen im Bereich Evakuierung des Altenheimes, Schließung der Schulen, Kindergärten und Kitas für die kommenden 3 Tage (Infos an die Bevölkerung mittels Aufsuchen durch die Einsatzkräfte nebst Dokumentation und Radiodurchsagen nebst Sirenenalarm (1 Minute Heulton)
  • Herauslösen der Einsatzkräfte der FF Pförring, Wackerstein und Gaden wegen eigener Betroffenheit innerhalb der kommenden 2 Stunden

Neben Kräften der Feuerwehren aus Pförring, Wackerstein, Gaden, Ettling, Pirkenbrunn, Tettenwang, Hagenhill, Wellheim, Lenting, Wettstetten, Titting, Beilngries, Denkendorf, Mindelstetten, Kipfenberg, Hüttenhausen und Kasing waren Führungskräfte der Kreisbrandinspektion, Einsatzkräfte des BRKs, des Wasserwacht, der Bundeswehr, Mitarbeiter des Bauhofes, der Unterstützungsgruppe ÖEL und San EL, Wasserwirtschaftsamt, Unfalldarsteller und Gäste aus der Politik vor Ort. Weitere Einsatzkräfte beübten das Sandsackfüllen im Kreisbrauhof Eichstätt mit Anlieferung nach Pförring. Rund 20 Einsatzkräfte aus Pollenfeld und Dollnstein übten mit Kollegen des Kreisbauhofes Eichstätt die Befüllung von Sandsäcken nach Einsatzkonzept.

Der Rettungsdienst des BRK Eichstätt, der Wasserwacht Eichstätt und des Versorgungzuges Beilngries waren mit über 30 Einsatzkräften zur Unterstützung der Rettung der Jugendlichen von der Baggerseeinsel und der (fiktiven) Evakuierung des Altenheimes Pförring mit dabei.

Ein absolutes Novum war die Teilnahme einer Gruppe von Funkamateuren aus der Region. Diese Gruppe unterstützte die Einsatzleitung bei der Funkkommunikation da angenommen wurde, dass der Digitalfunk ausgefallen war.

Insgesamt nahmen rund 280 Einsatzkräfte an der Übung teil.

Aus dem angrenzenden Nachbarlandkreis konnte KBR Nikolaus Höfler mit Führungskräften ebenfalls begrüßt werden!

Da Pförring bereits nach 1999, 2003, 2011 und 2013 mit Hochwasserschäden das größte Gefahrenpotential im Landkreis darstellt wurde wieder nach 2015 eine Hochwassereinsatzübung durchgeführt.

Erster Bürgermeister Sammiller, Kreisbrandrat Martin Lackner, Franz Waltl als Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) sprachen Worte des Dankes an alle Einsatzkräfte/Beteiligte aus. „Gemeinsam sind wir STARK“ und können viel Gutes bewegen!

Weitere Gäste waren die MdL Tanja Schorer-Dreml und Eva Gottstein, die Bürgermeister Alexander Anetsberger (Stadt Beilngries) und Robert Husterer (Markt Wellheim) sowie die stellvertretenden Bürgermeister Thomas Batz und Luise Resch als auch mehrere Mitglieder des Marktgemeinderats.

Danke an alle Beteiligten sowie an die Bevölkerung von Pförring die an der Übung teilgenommen haben!

Die Erkenntnisse aus der Übung werden in einen Sonderplan Hochwasser für den Markt Pförring eingearbeitet.

Pförring, 30.09.2019

KBI Franz Waltl